Internationales Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen, IZI

Ausgabe: 12/1999/2 - TEXTAUSZUG:



Roslyn Elliott

Fernsehen in Kindertagesstätten

Fernsehprogramme für Kinder, die deren Entwicklung unterstützen, werden in Australien positiv bewertet – die "Teletubbies" gehören nicht dazu.

Hintergrund

Seit zwanzig Jahren gibt es große Debatten über das Fernsehverhalten von Kindern. Immer wieder setzen sich verschiedene Forscher mit den unterschiedlichen Aspekten zum Thema Fernsehen und Kinder auseinander. Es wird die Frage aufgeworfen, ob es sich um eine Droge handelt oder nicht (Winn 1985), es wird erforscht, wie Kinder die Realität empfinden (Hawkins 1977; Howard 1996), sogar ob Kinder zwischen Realität und gezeigten Bildern unterscheiden können (Flavell, Flavell, Green u. Korfmatcher 1990) und welche Wirkung das Fernsehen auf das Kaufverhalten der Verbraucher hat (Fox 1996; Gunter u. McAleer 1997; Kline 1993).

Die Australian Broadcasting Authority ABA (eine Rundfunkkontrollinstanz als unabhängige öffentliche Behörde) gab eine Langzeitstudie mit dem Schwerpunkt Kinder und Fernsehen in Auftrag. Die Studie fand zwischen 1988 und 1994 statt und untersuchte die Wirkung des Fernsehens auf Kleinkinder zwischen vier und dreißig Monaten, um neues Licht auf den aktuellen Wissensstand in Australien und in der Welt zu werfen (ABA 1998). Die Erkenntnisse aus dieser Studie dienten dem vorliegenden Projekt als Hintergrund und Konzept für die Erarbeitung der Fragen.

Die Studie

Die Interviews wurden vor Ort in Kindertagesstätten während der normalen Betreuungszeit durchgeführt. Sie dauerten jeweils durchschnittlich 15 bis 20 Minuten, je nachdem wie detailliert die Befragten Auskunft gaben.

Zunächst wurde erfragt, ob den Kindern Fernseh- oder Videoprogramme angeboten werden. Da die Entscheidung, ob überhaupt Fernseh- oder Videoprogramme gezeigt werden, oftmals bei der jeweiligen Betreuungsstätte selbst liegt, wurde in der Studie besonders berücksichtigt, welche Programme für die Kinder ausgesucht wurden. Festgehalten wurde des weiteren, welche Kriterien die Betreuungsstätte für die Auswahl eines solchen Fernseh- oder Videoangebotes hatte. Man befragte die Erzieher/innen auch zu ihrer eigenen Meinung zum Thema Fernsehen oder Video als Medium des 20. Jahrhunderts, und bat sie, ihre positive wie negative Ansicht dazu auszudrücken.

Die Mitarbeiter/innen der Tagesstätten wurden außerdem befragt, ob Eltern bei ihnen zum Thema Kinder und Fernsehen um Rat nachsuchen, und man bat sie auszuführen, welchen Rat sie gegebenenfalls erteilen würden. Weiters wurden sie nach den offenkundigen Fernsehgewohnheiten der Kinder im Elternhaus gefragt. Diese Berichte beruhten sowohl auf eigenen Angaben der Kinder als auch auf den mit ihnen geführten Gesprächen.

Teletubbies - Animation für die Kleinsten

Da das Fernsehprogramm "Teletubbies" zur Zeit ein Thema in den Medien ist, fragte man bei den Betreuungsstätten nach, ob den Kindern zum Anschauen auch "Teletubbies"-Sendungen oder -Videos angeboten würden, ob bestimmtes "Teletubbies"-Material verwendet wird, oder ob die betreuten Kinder eigene "Teletubbies"-Artikel besäßen und diese mitbrächten. Ebenso wurde erfragt, ob geschlechtspezifische Vorlieben für die "Teletubbies" festgestellt werden konnten und ob man Veränderungen im Interesse der Kinder an der Sendung bemerkt habe.

Das Betreuungspersonal wurde auch darum gebeten, sich zur Eignung des Inhalts der "Teletubbies" als Lehrmaterial für die Kleinkinder zu äußern.

Abschließend wurde nach Stellung, Qualifikation, Erfahrung und Anzahl der Berufsjahre der interviewten Personen gefragt.

Datenanalyse und Ergebnisse

Von den 25 Angestellten (in 25 Betreuungsstätten) arbeiteten 22 in Vollzeit-Kindertagesstätten mit bis zu 12 Stunden Betreuung pro Tag; nur drei Einrichtungen waren richtige Vorschulen, die nur von Kindern im Alter zwischen 3 und 5 Jahren halbtags oder stundenweise (bis 6 Stunden) besucht werden.

Zu Beginn der Interviews kam die Frage, ob die jeweilige Betreuungsstätte den Kindern in ihrer Obhut Fernseh- oder Videoprogramme zur Verfügung stelle. Neun Einrichtungen (36%) gaben an, dass die Kinder Zugang zu Fernseh- oder Videoprogrammen haben, weitere neun (36%) stellen den Kindern gelegentlich in begrenztem Umfang TV bzw. Video zur Verfügung und die restlichen sieben Kinderbetreuungsbetriebe (28%) machen hier kein Angebot.

Es wurde nach den Gründen für bzw. wider eines TV- und Videoangebotes gefragt. Bei zwei Einrichtungen (9,5%) lag es daran, dass dafür keine Geräte vorhanden sind, zwei Einrichtungen (9,5%) gaben an, Fernsehen sei ihrer Meinung nach ein ungeeignetes Medium für Kinder in einem konventionellen Betreuungs- und Erziehungsumfeld, drei Einrichtungen (14,3%) gaben an, dass Kinder zu Hause sowieso schon zuviel fernsähen.

Sieben Einrichtungen (33,3%), die den Kindern Zugang zu TV und Video gewährten, taten das, weil sie der Ansicht waren, den Kindern damit eine andere Form von Erziehung und Stimulierung zu bieten, und zwei Einrichtungen (9,5%) gaben an, sie nutzten das Fernsehen insbesondere für lehrreiche Programme. Diejenigen Einrichtungen, die den Kindern nur selten TV und Video zur Verfügung stellten, taten das in der Regel, um Schlechtwetterphasen zu überbrücken.

Achtzehn Betreuungsstätten machten Angaben zur Auswahl und zum Zeigen von Kinderprogrammen, die sieben Betreuungsstätten, welche weder TV noch Video anboten, machten hier keine Angaben. Folgende Kriterien für die Vorführung einer Sendung wurden festgelegt: Lerninhalt, Musik und Bewegung, Eignung für Vorschulkinder sowie Übereinstimmung mit den Richtlinien der jeweiligen Betreuungsstätte.

Fünf Einrichtungen (27,8%) gaben als Entscheidungsgrund den Lerninhalt an und vier Einrichtungen (22,2%) hatten eigene genau festgelegte Kriterien, wann TV oder Video eingesetzt werden. Vier Einrichtungen gaben an, dass die Programme den Kriterien der Australian Broadcasting Agency CS2 P (Children’s Television Standards) für Vorschulkinder entsprechen müssen (ABA 1995), drei Einrichtungen (14,3%) sagten, sie wollen damit den Erlebnishorizont der Kinder erweitern, und zwei Einrichtungen schließlich (11,1%) gaben an, sie wollen damit Aktivitäten mit Musik und Bewegung anbieten und fördern.

Bei den Programmen, die den Kindern in ihrer Zeit in der Betreuungsstätte gezeigt werden, handelte es sich den Angaben nach um Sendungen, deren Inhalt zum derzeitigen Thema in der Gruppe paßte, oder die als Lehr-/Lernprogramm mit einem bestimmten Themenschwerpunkt vorgesehen waren. Waren vom Betreuungspersonal Programme als für Kinder interessant bezeichnet worden, so wurden sie in der Auswertung unter den von ihnen angegebenen Titeln eingestuft.

Sendungen, die speziell auf das Frühlernprogramm abgestimmt sind, wurden 13 mal genannt. Beispiele für solche Sendungen waren "Kids and Traffic" sowie Mathematik-Videos zu ‘geometrischen Figuren’ sowie bestimmte Naturvideos über Tiere oder Insekten. Für das Kriterium ‚Lerninhalt‘ kamen Sendungen in Frage, die Kinder die Dinge verstehen lehren und ihnen Erfahrungen vermitteln. Diese Kategorie wurde von den Betreuungsstätten ebenfalls 13 mal genannt. Videos, die mit Titel genannt wurden, waren "The Wiggles" (9 Nennungen), ein interaktives Video, das zu Bewegung, Singen und Tanzen anregt. Die Beschreibung stimmt auch mit der Beschreibung der ABA (1998) von interaktiven Tätigkeiten mit Fernsehprogrammen überein. Disney-Videos (5 Nennungen) und die "Teletubbies" (2 Nennungen) wurden ebenfalls gezeigt, da sie als Unterhaltungsprogramme für Kinder gelten. Eine Betreuungsstätte gab an, sie habe die "Teletubbies" nur einmal gespielt, dann jedoch nicht mehr, da die Kinder kein Interesse am Inhalt gezeigt hätten und weil die Figuren sprachlich ein schlechtes Vorbild abgäben.

Die Betreuer/innen wurden gefragt, ob Eltern sich darüber Rat bei ihnen holten, welche Sendungen die Kinder zu Hause ansehen könnten. Zwei Mitarbeiter/innen gaben an, dass sie tatsächlich um ihre Meinung gefragt worden waren, in dreizehn Betreuungsstätten sagte man uns, dass ihre Mitarbeiter/innen eher selten von Eltern diesbezüglich angesprochen würden.

Auf die Frage, welchen Rat sie den Eltern für das Fernsehen zu Hause gegeben haben oder geben würden, machten drei Teilnehmer/innen keine Angaben (13,6%). Drei Mitarbeiter/innen (13,6%) sagten, sie würden versuchen, die Eltern davon zu überzeugen, den Fernseher überhaupt nicht anzuschalten, und zwar deshalb, weil Kinder mehr Zeit zum Zusammensein und zum Reden mit anderen brauchen. Weitere fünf Mitarbeiter/innen (22,7%) sagten, sie würden davon abraten, Kinder fernsehen zu lassen.

Die Teletubbies sagen Hallo - Ah-oh!

Eine größere Anzahl der Befragten äußerte sich jedoch positiver über das Fernsehen als Lernmittel und 11 (50%) sagten, sie würden Eltern darin bestärken, Kindern unter bestimmten Bedingungen Zugang zum Fernsehen zu gewähren. Mit diesen Bedingungen war gemeint, dass die Erwachsenen bewußt darauf achten sollten, was sich die Kinder anschauen und sich vorzugsweise gemeinsam mit einem Kind das Programm ansehen. Dadurch könnten die Eltern einzelne Punkte besprechen und das Gespräch über die Sendung hinaus anregen, den Fernseher aber auch ausschalten, wenn der Inhalt nicht mehr kindgerecht ist.

Die Betreuer/innen wurden auch um ihre eigene Meinung bezüglich Medien in Form von Fernsehen und Video als Lernhilfe und -mittel befragt. Sie wurden aufgefordert, sich etwas ausführlicher zu den ihrer Meinung nach negativen und positiven Seiten zu äußern.

Die drei Mitarbeiter/innen, die den Eltern ganz davon abrieten, Kinder fernsehen zu lassen, machten bei dieser wichtigen Frage erwartungsgemäß keine Angaben. Die Aussagen der anderen ließen sich in zwei Kategorien einteilen, nämlich in die Relevanz der Information und zweitens in die visuelle Umsetzung. 22 (100%) der Befragten antworteten, dass die Vermittlung von Informationen das Wichtigste am Fernsehen sei, insgesamt 13 fügten hinzu, dass auch der visuelle Aspekt eine wichtige Rolle spiele. Weiters präzisierten die Teilnehmer, dass man eben im Fernsehen Dinge sähe und lerne, denen man im alltäglichen Leben in der Regel nicht begegne.

Die positiven Seiten des Fernsehens wurden wie folgt beschrieben: informativ, interaktiv, entspannend und ‚Andere‘. Am positivsten wurde das Fernsehen als INFORMATIONquelle empfunden, hier gab es 21 Nennungen bei drei Enthaltungen. Mit 10 Nennungen am zweithäufigsten wurde die entspannende Wirkung des Fernsehens erwähnt, und drittens die Interaktivität von Fernsehen oder Video, das eben ‚einfach da‘ ist; hier gab es 7 Nennungen. Beim letzten Punkt, ‚Andere‘, gab es 15 Nennungen, und als eine positive Seite beim Fernsehen wurde auch angegeben, dass die Möglichkeit besteht, es ‘auszuschalten’. Außerdem wurde mit Fernsehen Unterhaltung oder Spaß verbunden, und dass es ein Hilfsmittel sein kann, bei Kindern die Konzentration zu fördern.

Die negativen Seiten wurden klar ausgesprochen und lassen sich in drei Kategorien unterteilen: unbegrenztes Fernsehen, oder einfach nur ‘zu viel Fernsehen’ (19 Nennungen), Verfolgen ungeeigneter Sendungen (17 Nennungen) und der ungeeignete Einsatz des Fernsehers durch Erwachsene, d.h. wenn TV oder Video zum Babysitten mißbraucht werden (7 Nennungen). Auf die Frage, welche Sendungen die Kinder zu Hause anscheinend ansehen, wurden die Sendungen "Play School" (8x), "The Wiggles" (9x), "Power Rangers" (16x), "Teletubbies" (15x) und "High 5" (6x) genannt. Erwähnte Sendungen, die nicht der CS2 P-Bewertung entsprechen und sich an ein erwachsenes Publikum richten, werden in diesem Bericht als ‚Erwachsenenprogramm‘ bezeichnet. In sieben Betreuungsstätten war davon die Rede, dass Kinder Erwachsenenprogramme verfolgen und tagsüber in der Gruppe darüber sprechen.

Die "Teletubbies"

Da die Sendung "Teletubbies" zur Zeit durch die Presse geht und meist sehr schlecht dabei wegkommt (Eichler 1999; Linn u. Poussaint 1999), und weil es den Anschein hat, dass die Sendung von vielen Kindern angesehen wird, fragte man in den Betreuungsstätten nach, ob den Kindern auch Folgen von "Teletubbies" im Fernsehen oder auf Video gezeigt werden. Es wurde auch nachgefragt, ob man in der jeweiligen Betreuungsstätte über "Teletubbies"-Material verfüge, das im Zusammenhang mit der Sendung zum Einsatz komme. 22 Betreuungsstätten hatten überhaupt kein "Teletubbies"-Material, vier gaben an, dass eine begrenzte Anzahl vorhanden sei, in einem Zentrum waren das ein Video und ein Memory-Spiel, in einem anderen ein Teppich-Puzzle, ein Poster bei wieder einem anderen und im vierten Betreuungsort gab es in einem Spielzimmer ein Kindersofa, das mit einem mit "Teletubbies"-Figuren bedruckten Stoff bezogen war.

23 Kindertagesstätten gaben an, dass die von ihnen betreuten Kinder zahlreiche verschiedene "Teletubbies"-Artikel haben. Am häufigsten handelte es sich dabei um Puppen in verschiedenen Größen, die als Kuschelteil beim Ausruhen oder zur Schlafenszeit benutzt werden, dann kamen Rucksäcke und Taschen, Schlüsselanhänger, Haarschmuck, Unterwäsche und Strümpfe. Nur in zwei Einrichtungen hieß es, dass niemandem "Teletubbies"-Artikel aufgefallen wären.

Die "Teletubbies" sind dem Anschein nach bei Mädchen und Jungen gleichermaßen beliebt, allerdings interessieren sich mehr Mädchen als Jungen für die Figuren. Nebenher (d.h. nicht auf unsere Frage) wurde bemerkt, dass das wohl an der Beschaffenheit der Spielsachen läge. Sie wirken mehr auf Mädchen und Mädchen spielen auch länger mit den "Teletubbies"-Puppen. Das stimmte auch mit dem Punkt überein, den 14 Teilnehmer/innen ansprachen, nämlich dass das Interesse der Kinder mit zunehmendem Alter abnehme und dass nur die älteren Mädchen noch "Teletubbies"-Kuschelteile mitbrächten und -Kleidung oder -Schmuck trügen.

Die Teilnehmer wurden auch um ihre Meinung zu "Teletubbies" als Lernmaterial in der Kleinkinderbetreuung gebeten. Die Reaktionen darauf waren generell sehr negativ, nur ganz wenige äußerten sich ein wenig positiv oder neutral. Es gab 16 negative Aussagen über die nachteiligen Einflüsse der Sendung auf die Entwicklung der Kinder, fünf Teilnehmer machten keine Angaben, da sie die Sendung nicht kannten, zwei nahmen von einem Kommentar Abstand und nur zwei äußerten sich positiv.

Die negativen Beurteilungen bezogen sich in der Hauptsache auf die von den Figuren verwendete Sprache. Die Teilnehmer/innen bezeichneten die "Teletubbies"-Sprache als ‚dürftig‘ und empfanden sie als ‚schlechtes sprachliches Vorbild‘ für kleine Kinder, die gerade das Sprechen lernen. Als weiteren negativen Aspekt der Sendung empfand man unpassende Verhaltensweisen. Am zweitstärksten kritisiert wurde der Mangel an Anregung. 13 Betreuer/innen bezeichneten die Sendung als ‘langsam und mühsam’. Positiv wurden lediglich die ‚spaßige‘ Seite der Sendung sowie der Knuddelfaktor der Figuren und die schönen bunten Farben empfunden - mehr Positives wurde nicht erwähnt.

Kleinkinder sind fasziniert von Form und Farbe der Tubbies

Sämtliche interviewten Personen verfügten über eine entsprechende Ausbildung und Berufserfahrung und waren besonders für die Betreuung von Kleinkindern qualifiziert. 21 von ihnen waren als Leiter der Tagesstätten tätig, für deren Betrieb im australischen Bundesstaat New South Wales eine gesetzliche Zulassung nötig ist und die die Verantwortung für das dort angebotene Erziehungsprogramm einschließt. Zwei weitere Angestellte waren Lehrer und drei waren ausgebildete Lehrer-Assistenten. Alle interviewten Personen hatten eine abgeschlossene Ausbildung, entweder an einer Universität, einem Lehrerseminar oder einer Fachschule. 24 der 25 Teilnehmer studierten entweder nach der Schule Frühpädagogik (Lehrqualifikation) oder schlossen dem Schulabschluß eine Fachausbildung an. Nur eine Person hatte darüber hinaus noch andere Qualifikationen: sie war speziell für den Unterricht von Kindern im Alter von 5 - 12 Jahren ausgebildet.

Bei den meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmern (insgesamt bei 11) lag die Ausbildung zwischen 2 und 5 Jahren zurück, 9 arbeiteten bereits zwischen 6 und 10 Jahren im Vorschulbereich, nur ein Teilnehmer übte diese Tätigkeit schon zwischen 11 und 15 Jahren aus, ein weiterer Teilnehmer arbeitete auf dem Gebiet seit 20 Jahren und die verbleibenden drei Interviewpartner übten ihren Beruf schon seit über 22 Jahren aus.

Zusammenfassung

Diese Vorstudie hat gezeigt, dass in vielen Betreuungsstätten offenbar eine sehr klare Meinung zur Nutzung von Fernseh- und Videoprogrammen herrscht, sowohl im häuslichen Bereich als auch als Lehrmittel.

Die negative Einstellung der Betreuer/innen gegenüber TV- und Videoprogrammen ist in der Literatur klar dokumentiert. Von Kindern, die zuviel fernsehen, war in den Interviews immer wieder die Rede. Die ABA-Studie "Kleinkinder und Fernsehen" (1998) untersuchte, wieviel Zeit kleine Kinder vor dem Fernseher verbringen. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass Babys ab 4 Monaten dem Fernsehen im Schnitt täglich 44 Minuten ausgesetzt sind. Mit einem Jahr ist es dann etwas über eine Stunde, und mit zweieinhalb Jahren sind es 1 Stunde 24 Minuten (ABA 1998).

Es wurde auch untersucht, wann die Kinder fernsehen ― ein Punkt von besonderem Interesse —, da sich die Betreuer/innen besorgt darόber geäußert hatten, dass Kinder ungeeignete ‘Erwachsenen-Programme’ sähen. Der ABA-Studie (1998) zufolge gab es zwei Spitzenzeiten, an denen der Fernseher lief: einmal morgens zwischen 06.00 Uhr und 09.00 Uhr, und dann wieder abends zwischen 18.00 Uhr und 21.00 Uhr, wobei am Abend mehr ferngesehen wurde. Auch das ist wichtig, denn nach dem ABA-Standard für das Kinderfernsehen (ABA 1995) werden Vorschulprogramme zwischen 08.30 Uhr und 16.30 Uhr ausgestrahlt, die Vorschulkinder sehen jedoch außerhalb dieser Zeiten fern und verfolgen daher Programme, die an ein älteres Publikum gerichtet ist.

Studien zum Thema Fernsehen als Babysitter gibt es seit 40 Jahren, die ersten wurden in den 50er Jahren durchgeführt (Gunter u. McAleer 1997). Bei Gunter u. McAleer (1997) steht, dass das Fernsehen in vielen Familien absichtlich dazu benutzt wird, die Kinder immer dann zu beschäftigen, wenn die Eltern keine Zeit oder keine Lust haben, sich mit ihren Kindern abzugeben.

Bei den positiven Aspekten des Fernsehens hoben die Betreuer/innen gezielt hervor, dass Sendungen die Entwicklung und Bildung der Kinder unterstützen müssen. Sie erwähnten bestimmte Programme, die sie den Kindern anboten, um ihnen beim Lernen zu helfen und ihr Interesse an der Welt allgemein zu wecken. Verständnis und eine positive Nutzung des Fernsehens als Lernmittel finden sich ebenfalls häufig in der Literatur, denn gut gemachtes Kinderfernsehen kann die Entwicklung eines Kindes fördern, indem es geschlechterspezifische oder ethnische Vorbilder sowie Vorbilder für positives Verhalten und Miteinander-Umgehen anbietet. Ebenso können soziales Verantwortungsbewußtsein und ethische Denkweisen durch Sendeinhalte verstärkt werden, die Beispiele für aufrichtiges Handeln und die Lösung sozialer Probleme vermitteln (Colanero 1995).

Die "Teletubbies" scheinen in vielerlei Hinsicht die Kriterien für Vorschulprogramme zu erfüllen, wie sie in der ABA-Studie (1998) beschrieben werden: die Sendung enthält Musik, Frauen- und Kinderstimmen, gut zu unterscheidende Stimmen und Geräusche, Lachen, Applaus und Sound-Effekte sowie kurze Geschichten zwischendurch. Trotzdem wurde gerade dieses spezielle Programm von den befragten Betreuerinnen und Betreuern der Kindertagesstätten weder begrüßt noch positiv beurteilt. Obwohl in manchen Einrichtungen Video- oder Fernsehprogramme benutzt werden, um das Betreuungsprogramm zu bereichern und neue Interessengebiete für die Kinder zu erschließen, ist die Anzahl der Tagesstätten, die Fernsehen oder Video zu diesem Zweck einsetzen, doch sehr begrenzt.

Obwohl die "Teletubbies" angeblich zu den ganz wichtigen Sendungen für Vorschulkinder gehören (ABC Video 1997), wird diese Ansicht von den Frühpädagogen in dieser Studie weder geteilt noch begrüßt. Trotzdem sehen viele Betreuer/innen im umsichtigen Gebrauch von Fernsehen sehr wohl eine wichtige und bedeutungsvolle Komponente für die Erziehung der Kinder von heute. So wie sich die Situation darstellt, ist diesen Betreuerinnen und Betreuern durchaus bewußt, dass gutes Kinderfernsehen in der Entwicklung helfen kann, indem es positive Vorbilder sowie andere relevante Informationen vermittelt, jedoch bevorzugen sie als erste und wichtigste Komponente im Unterricht für Kleinkinder das menschliche Miteinander in der Gruppe (Berk u. Winsler 1995).

 

LITERATUR

Australian Broadcasting Authority: Infants and television. Sydney, New South Wales: Australian Broadcasting Authority 1998.

Australian Broadcasting Authority: Children’s television standards. Sydney, New South Wales: Australian Broadcasting Authority 1995.

ABC Video: Dance with the Teletubbies. London: BBC Worldwide Ltd. 1997.

Berk, M.; Winsler, A.: Scaffolding children’s learning: Vygotsky and early childhood education. Washington, D.C: NAEYC 1995.

Colanero, R. (Hrsg.): Healthy use of TV: Off ‘n’ On. Issues and Practices. Adelaide, South Australia:Young Media Australia 1995.

Eichler, H.: Teletubby talk. Sydney’s Child. February 1999.

Flavell, J.; Flavell, E.; Green, F.; Korfmatcher, J.: Do young children think of television images as pictures or real objects? In: Journal of Broadcasting and Electronic Media, 34/1990/4.

Fox, R.: Harvesting Minds. London: Praeger 1996.

Gunter, B.; McAleer, J.: Children and television. (2. Aufl.). London: Routledge 1997.

Kline, S.: Out of the garden. Toys, TV, and children’s culture in the age of marketing. London: Verso 1993.

Hawkins, R.: The dimensional structure of children’s perceptions of television reality. In: Communication Research, 4/1977/3. S. 299-320.

Howard, S.: Bananas can’t talk: Young children judging the reality of Big Bird, Bugs and the Bananas. In: Australian Journal of Early Childhood, 21/1996/4, S. 25-30.

Linn, S.; Poussaint, A.: The trouble with Teletubbies. Idea Central: 1999.
http://epn.org/idea/syndic990514.html

Winn, M.: The plug-in drug: Children, television and the family. Hamondsworth, Middlesex: Penguin Books 1985.


DIE AUTORIN

Roslyn Elliott

ist Dozentin für Frühkindliche Erziehung an der "School of Learning, Development and Early Education" der Universität von West-Sydney, Nepean, Australien.

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