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Publikationen  TELEVIZION   Ausgabe 16/2003/2



TELEVIZION 16/2003/2


Krieg im Kinderfernsehen


EDITORIAL

Der Krieg im Irak 2003 oder die Terroranschläge vom 11. September 2001 rücken – nicht zuletzt durch ihre hohe Medienpräsenz – ins Wahrnehmungsfeld von Kindern. Der Versuch, sie von diesen Themen fernzuhalten, wie in den USA beim Irak-Krieg propagiert, geht mittlerweile an der Realität vorbei.
In einer zunehmend globalisierten Welt werden auch Krisen und Katastrophen weit von dem eigenen Lebensumfeld entfernt zum Thema im Kinderalltag. Was bedeutet das?
Es sind (auch) für Kinder beängstigende und verunsichernde Themen, von denen sie hören und sehen und die sie für sich einordnen müssen. Das Bild, das Kinder von den Ereignissen entwerfen, schließt dabei eindeutig an das politische Klima des jeweiligen Umfelds an. Die Konsequenz, mit der amerikanische Kinder den Angriff befürworten, israelische Kinder Saddam Hussein den Tod wünschen und deutsche Kinder sich gegen den Krieg stellen, ist bemerkenswert. Die Details von durchgeschnittenen Kehlen und tödlichen Tricks oder das Bild von amerikanischen Soldaten, die mit einem Lächeln auf irakische Kinder schießen, machen aber auch nachdenklich. Aus einer analytischen Perspektive verdeutlichen diese Ergebnisse, wie sehr Kinder nach einer Einordnung der Informationsbruchstücke suchen und wie begrenzt das ist, was ihnen für eine Auseinandersetzung zur Verfügung gestellt wird. Doch wie ist es möglich, Kindern ein Verständnis für Geschehnisse wie Krieg oder Terroranschläge zu ermöglichen, ohne sie emotional zu überfordern? In diesem Themenheft berichten engagierte Redaktionen, wie sie sich diesen Herausforderungen stellen und das Komplexe für Kinder verstehbar machen. In aktuellen Studien zum Irak-Krieg 2003 wird das Thema medienanalytisch und aus Sicht der Kinder untersucht. Mit einem pädagogischem Blick wird deutlich: Es sind von allen Beteiligten Kompetenzen und Zusammenarbeit gefragt – denn sicherlich war dieser Krieg nicht der letzte, der Kinder weltweit beschäftigt.

Maya Götz


PROGRAMM

Markus Schächter
logo!
Krieg, Terror und andere Katastrophen im Kinderfernsehen
Eine Berichterstattung für Kinder darf Krisensituationen nicht außen vor lassen. logo! bietet gerade in diesen Situationen durch Einordnungshilfe und Erklärstücke Unterstützung. Dramatisierung und Sensationsmache werden gezielt vermieden.

Frank Beckmann
»Warum machen die das?«
Fragen zum Krieg
In Krisensituationen bietet der Kinderkanal von ARD und ZDF Informationen, die Kindern die Zusammenhänge verständlich machen, ohne sie zu überfordern. Menschliches Leid wird bewusst nicht in Großaufnahme gezeigt. Sendungen und Internetangebote werden in Krisensituationen zum Forum, das Kindern eine Stimme gibt.

Astrid Hammer
CONFETTI TiVi
Informieren, ohne Angst zu schüren
Das österreichische Kinderfernsehen legte seinen Schwerpunkt im Umgang mit dem Krieg auf die Perspektive der Kinder. Um den Kindern ihre Ängste zu nehmen, wurden die Themen Frieden und Konfliktlösung behandelt.

Ralf Schauer
Der Irak-Krieg im Internet
Das Tagesangebot bei kinderrelevanten Sendern auf den Kinder-Webseiten
In der ersten Woche nach Beginn des Krieges im Irak boten verschiedene deutschsprachige Kindersender auch Informationen zu diesem Thema im Internet an, die in einer kurzen deskriptiven Inhaltsanalyse vorgestellt werden.

Ian Prince
Newsround
Children’s BBC Berichterstattung über den Irak-Krieg 2003
Das Kindernachrichtenprogramm der BBC berichtete täglich über den Fortgang der Ereignisse. Selbst auferlegte Richtlinien gaben dabei Orientierung für eine verantwortungsbewusste Berichterstattung.

Débora Garcia
Canal Futura
Eine andere Art, über den Krieg zu sprechen
Der brasilianische Bildungssender Canal Futura legte seinen Schwerpunkt bei der Thematisierung des Krieges im Irak bewusst nicht ausschließlich auf die Berichterstattung, sondern forderte mit Spots und Kunst-Olympiade Kinder zur Toleranz auf.

Dafna Lemish
Vorbereitung auf den Kriegsfall
Das israelische Kinder- und Jugendfernsehen in Kriegszeiten
Die FernsehproduzentInnen in Israel bereiteten sich intensiv auf den Irak-Krieg vor, nicht zuletzt deshalb, weil der Ausbruch eines Krieges in Israel ebenso möglich schien. Aufgrund der großen Erfahrung mit derartigen Krisensituationen waren die Sendeanstalten gut gerüstet und versuchten, einen Weg zu finden, um ihr junges Fernsehpublikum einerseits über den Krieg zu informieren, andererseits jedoch so etwas wie Normalität und Alltag zu vermitteln.


FORSCHUNG

Petra Strohmaier
Der Irak-Krieg im Kinderfernsehen
Wie internationale Fernsehschaffende mit dem Krieg umgegangen sind
Der Irak-Krieg wurde weltweit von den Produzierenden von Kinderfernsehen unterschiedlich gehandhabt. Einige gestalteten ihr Kinderprogramm als »kriegsfreien« sicheren Zufluchtsort für Kinder. Andere versuchten, mit gezielt für Kinder aufbereiteten Programmen zu informieren und so Unterstützung im Umgang mit dem Krieg zu bieten.

Wiebke Landschulz
Berichterstattung zum Krieg
Eine Inhaltsanalyse der deutschen und österreichischen Kinder- und Erwachsenennachrichten
In einer Inhaltsanalyse der Berichterstattung in der ersten Woche nach Beginn der Kriegshandlungen zeigen Fernsehsender und besonders Kindernachrichten deutlich häufiger kritische als zustimmende Statements. Während die Erwachsenenprogramme George Bush öfter im Bild zeigen als Saddam Hussein, sind die Kindernachrichten hier ausgeglichen.

Maya Götz
»Wir sind dagegen!«
Kinder in Deutschland und ihre Wahrnehmung vom Krieg im Irak
Kinder in Deutschland standen dem Krieg im Irak ablehnend gegenüber. Von der Berichterstattung erwarteten sie sich mehr Informationen vor allem über die Lage der Menschen im Irak. In ihren Fantasien zum Krieg hätten einige von ihnen Saddam Hussein gerne unterstützt und sahen in den Amerikanern die Angreifer, die mit hinterhältigen Tricks und mit einem Lächeln Kinder erschießen.

Ellen Seiter/Megan Pincus
Beschützendes Schweigen
Amerikanische Kinder und der Krieg im Irak
In der amerikanischen Presse wurden Eltern aufgefordert, ihre Kinder vor der Medienberichterstattung zu beschützen. Eltern und LehrerInnen vermieden es, mit Kindern über das Thema zu sprechen. Entsprechend lückenhaft erschien das Wissen der US-amerikanischen Kinder vom Krieg. Fast comicähnlich sind ihre Vorstellungen von den Kampfhandlungen und viele Fragen blieben offen.

Dafna Lemish
»Dieser Krieg ist unser Krieg!«
Israelische Kinder und ihre Wahrnehmung des Krieges im Irak
Die Kinder in Israel stellten einen direkten Zusammenhang zwischen dem Irak-Krieg und dem Konflikt im eigenen Land her. Geprägt vom vorherrschenden Mediendiskurs in Israel, der Krieg im Sinne des nationalen Konflikts als »schicksalhaft« und »ohne Aussicht auf ein Ende« darstellte, empfanden sie den Krieg als gerechtfertigte Aktion von George Bush, sehnten sich aber dennoch nach einem Ende der Auseinandersetzungen.

Maya Götz/Peter Nikken
Kinder schreiben zum Krieg
Foreneinträge von Kindern in fernsehkonvergenten Websites im deutsch-niederländischen Vergleich
Im Vergleich holländischer und deutscher Internet-Foreneinträge bei Kindersendern positionieren sich die deutschen Kinder signifikant häufiger gegen den Krieg, vor allem aus einer allgemeinen Ablehnung des Krieges heraus. Holländische Kinder hingegen sind in ihren Positionen, aber auch in ihren Argumenten wesentlich vielfältiger. Insbesondere Saddam Hussein ist in den Argumenten der niederländischen Kinder deutlich präsenter.



PÄDAGOGIK

Jan-Uwe Rogge
»Ob auch Kinder überlebt haben?«
Wie Kinder mit Tod, Trauer und Sterben in den Fernsehnachrichten umgehen

In therapeutischer Arbeit zeigt sich, wie Kinder mit den beängstigenden Bildern der Berichterstattung umgehen. Eltern und Produzenten können die Verarbeitung unterstützen, wenn sie die Perspektive der Kinder einnehmen und entwicklungspsychologische Besonderheiten der Heranwachsenden berücksichtigen.

Ingrid Geretschlaeger
Medienkompetenz gefragt
Mut machen, mit Kindern dem Krieg in den Medien begegnen
Gerade in Krisensituationen müssen Pädagoginnen und Pädagogen einen adäquaten Weg finden, Medienkompetenz zu vermitteln. Neben inhaltlicher Auseinandersetzung bedeutet dies vor allem auch eine Reflexion der medialen Berichterstattung und die Möglichkeit, aktiv gestaltend die eigene Sichtweise zu artikulieren.

Norbert Neuß/Ira Neukirchen
Samson hat Angst
Sesamstraßen-Spots helfen Kindern und Eltern bei Angst auslösenden Fernsehbildern
Eine Möglichkeit der Zusammenarbeit von Redaktion und Forschung ist die medienpädagogische Beratung, so wie bei den Spots zur Unterstützung in Krisensituationen mit den Sesamstraßen-Muppets.


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