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Publikationen  TELEVIZION   Ausgabe 15/2002/1


TELEVIZION 15/2002/1


Kinderfantasien und Fernsehen


EDITORIAL

Fernsehen tötet die Fantasie, so die Alltagstheorien zur Beziehung von Kindern und Fernsehen. Doch die Fähigkeit zu inneren Bildern ist dem Menschen angeboren (Etienne Klemm). Fantasie wird da angeregt, wo Erfahrungen und Emotionen zum Klingen kommen und Freiräume entstehen. Beim Medium Buch sind diese ohne Frage vor allem visueller Natur. Das Fernsehen scheint im Verhältnis dazu "alles" vorzugeben und 1:1 die Fantasie der Kinder zu belegen. Dass die Zusammenhänge vielschichtiger sind, davon zeugen die Artikel von PsychologInnen, PädagogInnen und Verantwortlichen aus der Produktion.

Auch (Kinder-)Fernsehen kann Freiräume für die Fantasie eröffnen, wie die Aufsätze theoretisch begründen und praktisch zeigen (z. B. Neuß). Um diese Zusammenhänge zu verstehen, müssen wir Kinder sensibel beobachten und uns auf ihre Welten einlassen. Wir sehen uns dann zum Beispiel mit den unsichtbaren Freunden der Kinder konfrontiert, die wie Ernie aus der "Sesamstraße" heißen können (Taylor, Rogge). Die Fantasie der Kinder ist hier nicht vom Fernsehen zerstört, sondern es gibt sichtbare Beziehungen. So weisen zwei Drittel der knapp 200 "großen Tagträume" von 8- bis 9-Jährigen, die in der internationalen IZI-Studie erhoben wurden, Medienspuren auf – vor allem aus dem Leitmedium Fernsehen. Kinder sind hier keine wehrlosen Opfer, aber sie nehmen Teile des Fernsehens mit in ihre inneren Bilder auf.

Für die Fernsehschaffenden bedeutet dies viel Verantwortung und eine große Herausforderung. Wie RedakteurInnen damit umgehen, wie sie versuchen, Fantasien zu involvieren, zu initiieren und wo sie die Grenzen sehen, dazu äußern sie sich in diesem Themenheft "Kinderfantasien und Fernsehen".

Maya Götz



Thomas Gruber
Wie viel Fantasie braucht die Zukunft?
Fantasie ist die Kraft, aus Vorhandenem Neues zu schaffen. Eine Fähigkeit, die auch kommende Generationen dringend benötigen werden. Öffentlich-rechtlicher Rundfunk muss die Verantwortung für unsere Kinder ernst nehmen und ihre Fantasie mit Qualität unterstützten.


FORSCHUNG

Ruth Etienne Klemm
Zur Entstehung innerer Bilder – Ein Überblick
Innere Bilder entstehen aus der Erfahrung, sind immer mit Gefühlen verbunden und eng an Interaktionen geknüpft. Die Fähigkeit des "Bilderns" ist dem Menschen angeboren und beginnt bereits im Säuglingsalter. Daher hat das Fernsehen nicht die Kraft, die Kinder "auszubildern", doch trägt es eine hohe Verantwortung für unterstützende und nicht behindernde Bilder.

Marjorie Taylor
Die unsichtbaren Freunde der Kinder
Kinder erfinden Fantasiegefährten, die unterschiedlichste Gestalten annehmen können. Sie können Kinder, Tiere, Geister oder auch skurrile Figuren wie der Typ aus dem Metzgerladen oder ein 106 Jahre alter Handlungsreisender sein. Kinder genießen diese aktiven Als-ob-Spiele. Dabei erleiden sie keinen Realitätsverlust, sondern bereichern ihren Alltag.

Norbert Neuß
Leerstellen für die Fantasie in Kinderfilmen - Fernsehen und Rezeptionsästhetik
Fantasieräume werden nicht nur in Büchern, sondern auch in der Kunst oder aber im Fernsehfilm geschaffen. Sie entstehen in den Leerstellen, die RezipientInnen zur Tätigkeit anregen. Diese Leerstellen können zum Beispiel durch Metaphern, Symbole, direkte Ansprache, Wir-Gemeinsamkeit oder Fantasie-öffnende Fähigkeiten gezielt geschaffen werden.

Maya Götz, Dafna Lemish, Amy Aidman, Hyesung Moon
Kinderfantasien und Fernsehen im mehrnationalen Vergleich
Über verschiedene Kulturen hinweg scheint es bei Kindern ganz ähnliche Fantasiewelten und Wunschträume zu geben. Fernsehen spielt in vielen Fantasien eine wichtige Rolle, wobei nur bestimmte, für Kinder attraktive Teile herausgebrochen werden. Sie dienen zur Symbolisierung von Erfahrung, dem Selbstbild und ermöglichen Kommunikation.


PROGRAMM

Kinderfantasien und Programmgestaltung
Statements von Programverantwortlichen zum Verhältnis von Fantasien und Kinderprogramm!

Ralf Gerhardt
Die "Fantastische Filmfabrik" - TV-Geschichten von Kindern
In der "Fantastischen Filmfabrik", einer Aktion des Disney Channels, schreiben Kinder selber die Geschichten. Es sind starke Erzählungen, oftmals aus dem persönlichen Umfeld der Kinder. Sie handeln von Erlebnissen des Alltags, schrecken auch vor Konflikten nicht zurück, haben aber immer ein harmonisches Happy End.

Dorothee Herrmann
Die "Traumgeschichten"
Langjährige Erfahrungen mit der Verfilmung von konkreten Kinderfantasien im Programm liegen beim ZDF-Kinderfernsehen vor. In 160 Filmen von jeweils 3 bis 4 Minuten imaginierten sich Kinder in Geschichten voller Stärke und von einer besseren Welt.

Charlotte Cole
Stell Dir vor!
Die "Sesamstraße" versucht bewusst, die Vorstellungskraft der Kinder zu fördern. Sie bietet gezielte Freiräume zur Anregung der Vorstellungskraft und von Als-ob-Spielen und fordert zum kreativen Gandankenspielen auf.


PROGRAMMFORSCHUNG

Jan Uwe Rogge
Fantasie, Emotion und Kognition in der "Sesamstraße"
Kinder haben eine magisch-fantastische Wirklichkeitsauffassung. Sie mögen einfache und klare Geschichten, die märchenhafte Elemente aufweisen, die sie mit ihrer Fantasie besetzen können. In einer Rezeptionsuntersuchung zur Sesamstraße fanden Kinder dies vor allem in den Muppet-Geschichten oder der Figur Pepe. In einigen Einspielfilmen hingegen fühlten Kinder sich nicht ernst genommen.



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