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TELEVIZION 32/2019/2

MULTISCREEN FÜR KINDER


EDITORIAL
Kleinkinder, die Peppa Wutz im Kinderwagen auf dem Handy schauen, Viertklässler*innen, die sich im Klassenchat auf WhatsApp die Hausaufgaben erklären – die Medienwelten von Kindern haben sich verändert. Die klassische lineare Fernsehnutzung ging in den letzten 10 Jahren deutlich zurück, zugenommen hat dafür die Nutzung mobiler Geräte. Die Grundtendenz ist jedoch nach wie vor eindeutig: Lineares Fernsehen ist bei Kindern in Deutschland das meistgenutzte Medium (Feierabend/Rathgeb/Reutter).
Inhaltlich kennen Kinder die weltweit bekannten und mit hohem Lizenzaufkommen vermarkteten Marken wie LEGO Ninjago, Paw Patrol oder Peppa Wutz. Dies bedeutet aber nicht, dass sich ihre Interessen darauf begrenzen. Kinder suchen nach verschiedensten Formaten und Sendungen, die ihre Interessen aufgreifen. Dabei zeigen sich durchaus nationale Tendenzen, so mögen Kinder in Deutschland eben auch Sendungen mit realen Personen und über andere Kulturen (Kleeman). Bei aller Veränderung der Ausspielwege und Zugänglichkeit von Inhalten über mobile Medien liegt das Interesse weiterhin bei Sendungen, die Kinder bei ihren Themen abholen und ihnen Freiräume für Identitätsarbeit und Fantasie bieten.
Konstant bleibt auch, dass sich Medien in den Alltag und die Bedürfnisstrukturen der Kinder und ihrer Familien einpassen. Kleinkinder kommen mit mobilen Medien zunächst fast ausschließlich im familiären Kontext in Kontakt. Ist zunächst vor allem das Ansehen von Sendungen attraktiv, kommt ab dem Kindergartenalter eine spielerische Nutzung dazu. Im Grundschulalter entwickelt sich dann die selbstständige Nutzung mobiler Medien, die mit dem Übergang in die Preteenphase vor allem auch durch kommunikative Aktivitäten, z. B. auf WhatsApp, ergänzt wird (vom Orde). Eltern nutzen heute deutlich selbstverständlicher und mit weniger schlechtem Gewissen auch schon bei Kleinkindern Medien, um sie zu beruhigen, zu versorgen oder den Kindern eine schöne Zeit zu gönnen (Holler). In vielen Bereichen führt dies zu einer situativen Entlastung, die aber gleichzeitig mit neuen (medien-)pädagogischen Herausforderungen einhergeht. Insbesondere das Handy hat für Kinder eine hohe Attraktivität und eröffnet neue Nutzungsmuster, die nicht immer unproblematisch sind (Guth). Beim Schauen über Streamingdienste zeigen sich bei 8 von 10 Kindern Formen des Binge Watching, die oft mit Merkmalen der Abhängigkeitsgefährdung einhergehen können (Götz/Mendel).
Nichtsdestotrotz schaffen die neuen Möglichkeiten, die sich durch die Weiterentwicklung von Technik und Diversifizierung von Anbietern ergeben, Chancen, Hilfestellung und auch Entlastung im Alltag. Besonders deutlich wird dies im Alltag von Kindern mit Behinderungen, für die Medien potenziell ganz neue Dimensionen der Teilhabe eröffnen (Bosse). Inwieweit die zunehmende Mediatisierung der Alltagswelt von Kindern identitätsförderlich und der nachhaltigen Lebensbewältigung zuträglich ist, hängt dabei unmittelbar mit der Qualität der Angebote und der Medienkompetenz von Kindern und Eltern zusammen.
Wie öffentlich-rechtliche Sender weltweit mit den Herausforderungen der veränderten Medienlandschaft für Kinder umgehen, fasst diese Ausgabe der TelevIZIon zusammen.

Dr. Maya Götz


FORSCHUNG

Sabine Feierabend/Thomas Rathgeb/ Theresa Reutter
Multiscreen in jeder Altersgruppe?

David Kleeman
Das Paradoxon der Wahl
Der Artikel fasst die Ergebnisse einer multinationalen Studie zusammen, die sich u. a. mit dem Gerätezugang und
-besitz, den Nutzungsgewohnheiten sowie Inhalts- und Aktivitätspräferenzen von Kindern und Jugendlichen beschäftigt.

Andrea Holler
»Waschen und Anziehen – geht mit iPad einfacher
«

Birgit Guth
Wie das Smartphone die Medienwelt der Kinder verändert
Der Artikel fasst zusammen, wie sich die Kindermedienlandschaft durch das Vordringen des Smartphones verändert und welche Chancen und Herausforderungen sich für Kinder, Erwachsene und Erziehende ergeben.

Maya Götz/Caroline Mendel
Wenn Kinder auf Netflix, Amazon Prime und YouTube Kids »bingewatchen«
Eine Studie mit 326 6- bis 9-Jährigen zeigt, warum und mit welchen Folgen Kinder in Haushalten, die Streamingdienste abonniert haben, Binge Watching betreiben.

Ingo Bosse
Wie Medien für Kinder mit Behinderungen Teilhabe ermöglichen
Der Artikel gibt einen Überblick, inwiefern die Beseitigung von Barrieren in der Mediennutzung für Kinder mit Behinderungen umgesetzt wird und wo Handlungsbedarf besteht.

 

FORSCHUNGSDOKUMENTATION

Heike vom Orde

Mobile Medien im Kontext der Familie

 

PROGRAMM

Astrid Plenk

Vor- und Grundschulalter in ihren diversen Nutzungsmustern

Alice Webb/Morten Skov Hansen/Takako Nakamura/Marney Malabar/Linda Simensky/Aldana Duhalde
Veränderte Medienwelten: Wie reagieren öffentlich-rechtliche Sender weltweit?

 


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