IZI-Forschung
 
Forschungsschwerpunkt Bildungsfernsehen

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Lernen mit dem Telekolleg 2: Anschlussstudien zur Neukonzipierung der multimedialen Lernplattform Telekolleg/alpha-Lernen (2016)

Das Telekolleg ist ein multimediales Angebot der Bildungs- und Kultusministerien in Bayern und Brandenburg sowie des Bayerischen Rundfunks (BR) und bietet die Möglichkeit, Wissen aufzufrischen oder staatlich anerkannte Schulabschlüsse, künftig auch das Abitur, nachzuholen oder sich auf diese vorzubereiten. Um das Bildungsangebot des Telekollegs und weitere Bereiche des Bildungsfernsehens optimal auf die NutzerInnen abzustimmen, wurden auch im Jahr 2016 verschiedene Studien in Kooperation mit den „Partnerschulen ARD-alpha“ durchgeführt. Die SchülerInnen konnten selbst Rückmeldung zur Aufbereitung und dem Gebrauchswert der Lerninhalte geben. Es wurden Rezeptionsstudien in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch mit den Schwerpunkten „Filmanalyse“, „Exponentialfunktionen“ und „language registers“ durchgeführt. Dazu wurden insgesamt 353 SchülerInnen und 16 LehrerInnen befragt. Um den Wissenszuwachs zu prüfen, füllten die SchülerInnen zuerst einen Vorherfragebogen aus und sahen im Anschluss in unterschiedlichen Settings die Lehrvideos zu den verschiedenen Themen. Im Anschluss konnten die SchülerInnen in einem Nachherfragebogen sowohl ihr neu erlerntes Wissen unter Beweis stellen, als auch ihre Meinung zu den einzelnen Formaten äußern.

Ergebnisse

Deutsch: Thema Filmanalyse (ARD-alpha)
Befragt wurden 204 SchülerInnen im Alter von 12 bis 18 Jahren der 7., 8. und 10. Jahrgangsstufe des Gymnasiums. 83 % der befragten SchülerInnen bewerteten die gezeigten Beiträge zur Filmgeschichte, visuellen und auditiven Ebene und zur Filmstruktur als positiv. Der Moderator wurde mit einer Durchschnittsnote von 2,1 etwas besser bewertet als seine Kollegin (2,3), deren Moderation vor allem von den männlichen Lernenden kritischer betrachtet wurde. Grundsätzlich wünschen sich die SchülerInnen in der Vermittlung der Lerninhalte eine altersgemäße Ansprache durch authentische und kompetente Tutoren. Filmbeispiele aus der direkten Lebenswelt der Jugendlichen wurden besser bewertet als klassische Literaturbeispiele. Historische Bilder und Illustrationen ermöglichten den Jugendlichen einen besseren Zugang zu den gezeigten Inhalten. Beiläufiges Präsentieren von Inhalten führte zu einer Wissensaneignung von falschen Fakten. Beispielsweise zeigte die Nachher-Befragung deutlich mehr falsche Antworten bei der Wissensfrage, wer denn der Begründer der Filmgeschichte sei, als die der Vorher-Befragung. Insgesamt wurde durch die Lernvideos aber Wissen gefestigt und erweitert.

Mathematik: Exponentialfunktion (ARD-alpha)
117 Befragte im Alter von 14 bis 18 Jahren der Klassen 9 und 10 des Gymnasiums setzten sich mit dem Thema der „Exponentialfunktion“ auseinander. Beim Vergleich zweierlei Settings ‒ mit und ohne Erklärgrafiken ‒ stellte sich heraus, dass sich Erklärgrafiken durchaus positiv auf die Wissensaufnahme auswirken. 89 % der SchülerInnen bewerteten die mathematischen Lektionen positiv, die Jüngeren benoteten diesbezüglich am besten. Der Moderator schnitt in der Gegenüberstellung mit den Moderatoren aus den Filmanalyse-Beiträgen am besten ab, weil er fachkompetent und mithilfe anschaulicher Beispiele erklärte und bei den SchülerInnen einen sympathischen Eindruck hinterließ. Nach dem Anschauen der Videos ließ sich ein deutlicher Wissenszuwachs verzeichnen. Während zum Beispiel im Vorfeld nur 36 % der SchülerInnen bei der Frage nach der Position der Variablen richtig lagen, waren es nach der Sichtung der Lehrvideos 92 %.

Englisch: Language registers (ARD alpha)
Zum Thema „language registers“ wurde die Meinung von 32 GymnasiastInnen im Alter von 16 bis 19 Jahren eingeholt. Gesehen wurden Videos zu den Bereichen „levels of formality“, „formal registers“ und „guide to formal language“. Mit 94 % positiven Äußerungen wurde der erste Beitrag zur formellen Sprachebene am besten bewertet. Besonders gut gefielen die anschauliche Erklärweise, der klar strukturierte Aufbau des Beitrags und dass die Moderatorin als „native speaker“ die Inhalte sehr verständlich vermitteln konnte. Durchschnittlich wurden die Lehrvideos mit 71 % Gefallen etwas schlechter bewertet als die Filme der vorangegangen Telekollegstudien im Jahr 2016. Bei den Befragungen zur Moderatorin zeigte sich, dass das Styling für die Jugendlichen eine wesentliche Rolle spielt. Dies hatte zur Folge, dass die Aufmerksamkeit der SchülerInnen stark auf dieses Kriterium gerichtet war und somit Lerninhalte in den Hintergrund gedrängt wurden. Dennoch wurde ein konstanter Wissensanstieg erzielt.
Im Vergleich der drei Studien zeigt sich, dass das Format alpha-Lernen von den SchülerInnen positiv angenommen wird und ihnen vorwiegend der Festigung und des Ausbaus von Inhalten dienlich erscheint. Die SchülerInnen würden die Lernvideos auch in Zukunft für eine zielorientierte Prüfungsvorbereitung nutzen.


Literatur:
Götz, Maya; Holler, Andrea; Hohe, Marie-Therese; Petrich, Tanja: "Hat aus langweiligem Thema was rausgeholt". Lernen mit der Neuauflage des Telekollegs. TelevIZIon, 30/2017/1, S. 63-65.