IZI-Forschung
 
Forschungsschwerpunkt Bildungsfernsehen

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Lernen durch Geschichten (2012)

Welche Möglichkeiten Lernen mit fiktionalen Sendungen bietet, wurde anhand der in der ARD gesendeten kanadischen Sendung Dino Dan untersucht. Die Serie erzählt Geschichten aus dem Alltag des 10-jährigen Protagonisten Dan Henderson, einem begeisterten Dinosaurier-Fan. Er führt diverse Experimente durch, in denen er verschiedene wissenschaftliche Methoden einsetzt. Forschungsleitende Frage der Studie war u. a., inwieweit Vorschulkinder durch die Sendung Strategien des Wissenserwerbs und eine positive Einstellung zu Forschung gewinnen können. Im Rahmen einer Rezeptionsstudie des IZI sahen 59 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren an vier aufeinanderfolgenden Tagen jeweils zwei Episoden von Dino Dan. Vor und nach dem Ansehen wurden die Kinder in Einzelinterviews zur Sendung, zu ihrem Wissen über Dinosaurier sowie ihrer Einstellung zu Forschung, Lernen und Fantasie befragt. Die Rezeptionssituationen wurden mit Video aufgezeichnet und im Hinblick auf die Aufmerksamkeit und Interaktion in Bezug zur Handlung ausgewertet.


Ergebnisse


Die Sendung kommt bei den befragten Kindern sehr gut an. Sie haben deutlich Spaß beim Sehen der Sendung und bewerten sie auch in den Interviews sehr positiv. Inhaltlich zentral und faszinierend ist für die Kinder eindeutig das Dinosaurier-Thema. Die älteren Kinder genießen auch, dass sie etwas über Dinosaurier erfahren können. Zum einen nehmen sie sich Fakten zu Dinosauriern mit, z. B. die Namen der Urzeittiere, wobei diese sich dann am besten memorieren, wenn die Benennung geschickt in die Geschichte eingebaut und emotional besetzt ist. Was sich ein Teil der Kinder aus der Sendung aber auch mitnimmt, sind Techniken des Wissenserwerbs, sogenannte metakognitive Fähigkeiten. Nach acht Episoden Dino Dan steigt der Anteil der Kinder, die – neben dem Rezipieren und Wiederholen von Wissen, Nachschlagen in Büchern oder Nachschauen in Fachsendungen – das Selbst-Erforschen und das Auf-die-eigene-Lernreise-Gehen als Möglichkeit des Wissenserwerbs nennen. Außerdem verändern die Dino-Dan-Geschichten die Vorannahmen über die Fähigkeiten von Kindern und machen damit Mut zum Forschen und Lernen. Das (Selbst-)Vertrauen im Hinblick darauf, dass auch Kinder in ihrem Alter oder etwas älter schwierige und komplexe Dinge lernen und erforschen können, steigt bei einigen Kindern. Die Lieblingsfigur der Kinder ist Dan. Gleichzeitig wollen viele Vorschulkinder nicht unbedingt Dan sein. Dennoch genießen sie es sehr, sich die Geschichten um seine Fantasiewelten anzusehen, und denken sich in die Geschichten ein. Besonders gut wurden Geschichten memoriert, bei denen Kinder als aktiv Handelnde in spektakulären Alltagsereignissen etwas über Dinosaurier herausfinden. Es zeigten sich aber auch Momente in der Sendung, bei denen die Vorschulkinder offensichtlich weniger emotional und kognitiv involviert sind. Dies ist dann der Fall, wenn die Sendung zu belehrend oder sehr faktenorientiert ist. Insgesamt aber bietet die Sendung Kindern einen gelungenen Lernraum, der ihnen richtig viel Spaß macht.


Literatur:
Holler, Andrea; Götz, Maya: Ich mag Dino Dan, "weil das reine Fantasie war". Eine Rezeptionsstudie mit Vorschulkindern. In: TelevIZIon, 26/2013/1, S. 40-44.

Holler, Andrea; Götz, Maya: I like Dino Dan "because it was pure fantasy". A reception study with preschool children. In: TelevIZIon, 26/2013/E, S. 34-38.

Interview mit den Erfindern und Machern von Dino Dan: Dino Dan: "Begeisterung für unsere Welt wecken". Ein Gespräch mit J.J. Johnson und Christin Simms. In: TelevIZIon, 26/2013/1, S. 38-39.

Dino Dan: "Creating excitement for the world". A conversation with J.J. Johnson and Christin Simms. In: TelevIZIon, 26/2013/E, S. 32-33.