>> Übersicht Forschung
Was ist Qualität?
Qualitätskriterien von Kindern und Producern
1. Qualitätskriterien von
Kindern
Was zeichnet einen Kinderfilm/eine
Kindersendung unter dem Gesichtspunkt der qualitativen Bewertung
von Kindern aus?
Der Begriff "Qualität"
taucht im Zusammenhang mit Kinderfilm und Kinderfernsehen
immer wieder auf. Dabei spiegelt sich in der Definition von
Qualität oft nur der Begriff der Professionalität
wider, der filmhandwerkliche Aspekte beinhaltet (Plot, Ausstattung,
Schnitt, Musik etc.). Inhaltliche Argumente, die für
Qualität sprechen, werden nur am Rande beschrieben. Eines
davon ist zum Beispiel, bei der Darstellung möglichst
dicht an der Wirklichkeit der Kinder zu bleiben. Doch was
ist die Wirklichkeit der Kinder? Sind das nicht nur Spuren
von Qualität, die Erwachsene konzipieren?
In einer niederländischen Studie untersuchte Peter Nikken
vier Beurteilungsgruppen, darunter die Gruppe der Kinder und
der Eltern. Dabei wurden Qualitätskriterien wie Verständlichkeit,
ästhetische Qualität, Engagement, Unterhaltung,
Unschädlichkeit, Glaubwürdigkeit und Anwesenheit
von Identifikationsmodellen herausgearbeitet (vgl. Nikken
1995/1999).
Eine IZI-Elternbefragung im Internet zu Fernsehregeln und
Qualitätssendungen fand heraus, dass Eltern ein Programm
vermutlich oft nach eigenen ästhetischen Empfindungen,
ihren Wünschen (es kann etwas gelernt werden) und Vorbehalten
(Gewalt) beurteilen (Götz u.a. 2001).
Wie bewerten nun Kinder das Programm,
das für sie gemacht wird? Welche Anforderungen haben
Kinder an Formate und welche Schwerpunkte legen sie bei der
Bewertung von Qualität? Mit diesem Projekt versucht das
IZI, Qualitätskriterien, die Kinder an Kinderprogramme
stellen, ein Stück weit offen zu legen.
Haupterhebung: Kinderjury
Kinderjuries sind aus vielen Kinderfilm-
und Fernsehfestivals nicht mehr wegzudenken. Hier haben Kinder
die Beurteilungskompetenz für ihr Programm. In oft langen
und intensiven Diskussionen bewerten sie das Programm, das
für sie gemacht wurde. Diese Diskussionen wurden bei
vier verschiedenen nationalen und internationalen Festivals
aufgezeichnet.
- Beim Deutschen Kinderfilm- und Fernsehfestival 2003 "Goldener
Spatz" in Gera und Erfurt beurteilte eine 32-köpfige
Jury von Kindern aus dem Bundesgebiet die 62 Beiträge.
- Beim 8. Internationalen Kinderfilmfestival "Schlingel"
vom 13. - 19. Oktober 2003 in Chemnitz vergaben eine nationale
und eine internationale Kinderjury Preise an internationale
Kinderfilmproduktionen.
- Beim "Prix Jeunesse International 2004" in München
urteilte eine 32-köpfige Jury über 89 Beiträge.
- Beim "Lucas 2004" in Frankfurt kürte eine
10-köpfige Jury aus 5 Kindern und 5 Erwachsenen 15
Kinderfilme aus 12 Ländern.
Auswertung
In einem ersten Schritt sollen die Qualitätskriterien
analysiert werden, welche Kinder benennen, mit dem Blick darauf,
inwieweit sich die Bewertungskriterien hinsichtlich der unterschiedlichen
Genres und Geschlechter unterscheiden.
In einem zweiten Schritt werden gängige Qualitätskriterien,
die von Erwachsenen sowohl in der Theorie (Literatur) als
auch in der Praxis (Jurysitzungen) aufgestellt werden, zusammengefasst
und mit denen der Kinder verglichen.
Die Dokumentation "Kinderjury" finden Sie hier.
Nebenerhebung: Erwachsenenjury
Neben den Kinderjuries diskutierten
auch Erwachsene über dieselben Programme. Die ExpertInnendiskussionen
beim "Goldenen Spatz 2003" und beim "Schlingel
2003" wurden aufgezeichnet und inhaltsanalytisch ausgewertet.
Welche Bezugsrahmen und Kategorien legen Erwachsene an, wenn
sie über preiswürdige Programme diskutieren? Insbesondere
der Vergleich mit den Diskussionen der Kinderjury und wie
die jeweiligen Gruppen zu ihrer Endentscheidung kamen, wird
bei der Auswertung und Deutung besonders interessant.
Ergebnisse
Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift
"TelevIZIon" 18/2005/2 veröffentlicht.
2. Qualitätskriterien von Producern
Eine allgemeine Vorstellung von Qualität
ist für diejenigen, die erfolgreiches Kinder- und Jugendfernsehen
machen, selbstverständlich. Dennoch sind die konkreten
Merkmale zum Beispiel von qualitätsvollen Figuren oder
einer gelungenen Dramaturgie selten niedergeschrieben. Dabei
sind Kinderfernsehschaffende eine im Auftrag des IZI bereits
mehrfach untersuchte Gruppe. In einer Expertenbefragung werten
Bernd Schorb und Hans-Jörg Stiehler die Interviews mit
41 KinderredakteurInnen aus und arbeiten Idealtypen beim Berufsbild
und beim Berufsethos heraus (Schorb 1999, S.170 ff.). 2001
gingen Maya Götz und Paul Löhr der Beziehung von
biographischen Erfahrungen, Fantasien und Zielsetzungen bei
Kinderfernsehredakteurinnen nach (Löhr 2001, Götz
2005). Ergänzt wird dies durch internationale Studien,
zum Beispiel zum Verständnis von Gender in Fernsehfiguren
(Lemish in TelevIZIon 19/2006/1) oder politischer Bildung (Lakhotia).
Die Frage nach den konkreten Qualitätsmerkmalen soll
diese Reihe von Studien ergänzen. Befragt wurden ca.
20 ProduzentInnen von Kinderfernsehen und Kinderfilm nach
ihren professionellen Kriterien, die sie an die Qualität
ihrer Produkte anlegen, mit besonderem Schwerpunkt auf der
Figurenkonzeption und der Dramaturgie der Sendungen bzw. Filme. Die Ergebnisse wurden in der "TelevIZIon" 18/2005/2 und 22/2009/E publiziert.
Literatur:
Götz, Maya: Kinder- und Familienfernsehen
aus der Sicht der Eltern. In: TelevIZIon, 14/2001/1, S. 41-48.
Götz,
Maya; Reichenberger, Susanne; Hofmann, Ole: Familien-Fernsehen
aus der Sicht der Eltern. Internetbefragung zu Fernsehregeln
und Qualitätssendungen - Eine Studie des IZI 2001.
Götz, Maya: Mit Pokémon in Harry Potters Welt - Medien in den Fantasien von Kindern. Edition TelevIZIon. München: KoPäd
2006.
Nikken, Peter: Eltern fordern Qualität im Kinderfernsehen.
Ergebnisse einer niederländischen Studie. In: TelevIZIon,
8/1995/1, S. 30-32.
Nikken, Peter: Quality in children's
television. Leiden: Universität Leiden 1999.
Paul Löhr: Gut geträumt ist halb gewonnen. Die Träume
der Kinderfernseh-Schaffenden. In: TelevIZIon 14/2001/2, S.
27-30.
Schorb, Bernd; Stiehler, Hans-Jörg: Idealisten oder Realisten?
Die deutschen Kinder- und JugendfernsehmacherInnen und ihre
subjektiven Medientheorien. Edition TelevIZIon. München:
KoPäd 1999.
|